Patagonien


2016-01-20 / Rene

Patagonien

Am 26. Dezember 2015 brachen mein Freund und Bergführer Kollege Magnus Stangl und ich, in unser lang ersehntes, schlussendlich aber doch recht spontan geplantes Abenteuer auf.

Nach zwei Tagen Anreisezeit, erkundeten wir bei patagonischem Wetter die Gegend rund um das Bergsteigerdorf, unsere Base El Chaltèn.

Bei bedecktem Himmel, aber trockenem Wetter starteten wir mit schwerem Gepäck in Richtung Fitz Roy, zum geplanten Biwakplatz Paso Superior.

Am nächsten Morgen, nach Sonnenaufgang bei klarer Sicht bestätigte sich unsere Vermutung, das die geplante Kletterroute Franco-Argentina (650m / 55° / 6c) sich vom schlechten Wetter der vergangenen Tage mit Eis und Schnee versehen und somit von einer kaum frei kletterbar Seite zeigte. Vom traumhaften Panorama überwältigt, konnten wir jedoch unsere Finger nicht davon lassen. Nach der ersten Seillänge holte uns die Tatsache heim, das diese erschwerenden Verhältnisse, die Tour wohl um ein vielfaches verlängern und somit fast sinnlos machten würde. Unsere Entscheidung stand fest, wir beendeten die Tour an diesem Punkt.

Das Vorhergesagte mehrtätige Wetterfenster fesselte uns an diesen Ort. Wir übernachteten eine weitere Nacht in unserem Biwak und brachen am nächsten Morgen auf in Richtung Aguija Poincenot über die Whillans-Cochrane Route (600m / 70° / M5+). Wetter und Tourenverhältnisse waren nahezu perfekt, somit erreichten wir am 31. Dezember unseren ersten Gipfel in dieser atemberaubenden Gegend.

Nach diesem 22 stündigen Unterfangen, vieler Blasen auf Füßen und Lippen, zwang uns unsere Müdigkeit Silvester in El-Chaltèn nach zwei Biere zu beenden.

Nach drei Regenerationstagen und erneutem Wetterfenster beschlossen wir den Fitz Roy über eine andere Linie zu besteigen.

Am 4.Jänner brachen wir zu dritt, diesmal zusätzlich mit Posch Sebastian zur Westseite des Fitz Roys auf. Der nächste Morgen brachte wie versprochen wieder gutes Wetter, versehen mit einer frischen patagonischen Prise (ca.70-80km/h) 🙂 . Vom Biwakplatz aus kletterten wir die Route Supercanaleta (1600m /80° / M5+ / bis 6a). Mit rimeice (Anraum) und somit schwer befüllten, immer wieder zu entleerenden Kaputzen pickelten wir über die 1000m Rinne zur auf uns wartenden 600m langen Fels- Eis- Mixed- Passage.

Unseren Gipfelerfolg feierten wir nach 6 stündigem Abseilen und einem in dreier Seilschaft 20 stündigen Tourentag (von Wandfuß zu Wandfuß) mit Tütenessen und Wasser im Biwak.

Tag 3 dieser Tour, war der Tag des Abstieges zurück zu unser Base, El-Chaltèn.

Nach einem Tag Pausen und einem noch immer anhaltenden Wetterfenster, wurden wir fast zu unserem Glück Cerro Torre gezwungen.

Den zweitägigen Marsch zur Cerro Torre Westseite starteten wir am 8. Jänner, über das Camp Nipuninjo und den Col Standard. Der Plan war es in einer 3er Seilschaft, und zwei 2er Seilschafen gemeinsam diesen Gipfel zu besteigen.

Am Folgetag, dem 10 Jänner starteten wir in den frühen Morgenstunden über den Col de la Esperanza und weiter über die Ragni Route (600m / 90° / M4)  zum Gipfel. In noch nie zuvor erlebter spaciger Kulisse, zwischen Icemushrooms, in Tunnels und steilstem Rimeicewänden näherten wir uns unserem Traum. Gegen Mittag erreichten wir über glücklich den höchsten Punkt des Cerro Torres. Über die Aufstiegsroute seilten wir über Abalakovschlingen zurück zum Ausgangspunkt.

Nach einer weiteren Nacht im Biwak, geweckt von absolut patagonische Wetter (Schnee, Regen und Wind)mobilisierten wir unsere Reserven und stiegen über den weltweit dritt größten Gletscher und somit 43 km Inlandseis, durch reißende Bäche, Gesteinsschutt und Gltescherschliff 15Stunden nach El-Chalten ab.

Völlig ausgelaugt, füllten wir unsere Reserven mit argentinischem Steak und isotonischem patagonischem Bier 🙂 auf.

Mit meiner Geburtstagstour, vervollständigten wir unser Tourenbuch mit einer gemütlichen Single-bush-tour auf den Agjua Guillaument, über die Kletterroute Brenner Moschioni (300m / 6b).

Bei Bier und gutem Essen beendeten wir unseren Traum in Patagonien.

 

Wahnsinns Gegend, atemberaubende Gipfel, super Begegnungen…

 

Patagonien,

see you soon 😉